Schon mal versucht, Dich nicht von einem Gähnen anstecken zu lassen? Nicht so einfach, oder?
Und wenn Du ein wütendes Gesicht siehst? Wie reagieren Deine eigenen Gesichtsmuskeln, Dein Herzschlag und Deine Atmung?
Wenn wir uns gegenseitig sehen, zeigen wir eine riesige Bandbreite an Gefühlen, auch ohne Worte zu benutzen. Auch wenn wir es kaum bemerken, sind wir im Kontakt mit Anderen dauernd darum bemüht, ihre Gefühle zu „lesen“. Und wir bilden ziemlich häufig eine Einschätzung ihrer Gefühle anhand von Gesichtsausdruck, Blick, Stimmlage und Körperhaltung.
Wir Menschen haben uns im Verlauf der Evolution in “Stämmen” entwickelt. Hierbei haben wir ein „soziales Gehirn“ gebildet, das uns hilft, innerhalb von Millisekunden aufeinander zu reagieren. Häufig reagieren wir auf Gesichtsausdrucke und Stimmen, ohne es überhaupt zu bemerken. Diese Fähigkeit hilft uns dabei, gut zusammen zu arbeiten, zu spielen und zu leben.
Wie beim Gähnen oder bei ängstlichen Blicken, “spiegeln” wir uns gegenseitig, indem wir das nachempfinden, was wir beim Anderen wahrnehmen. Manchmal können wir uns gegenseitig mit Freude „anstecken“. In schwierigen oder peinlichen Situationen können wir uns gegenseitig beruhigen mit einem kurzen Blick und einem Lächeln, das sagt: Alles gut.
Zurzeit können solche kleinen Zeichen von gegenseitigem Verständnis einen großen Unterschied machen.
Fällt Dir eine Situation ein, bei der Menschen sich gegenseitig mit einem Gefühl angesteckt haben? Zum Beispiel bei einem Fußballspiel? Genauso wie Freude ansteckend sein kann, sind Stress und Angst es auch. Dank dieser Eigenschaft sind wir in der Lage, in großen Gruppen zusammen zu leben und arbeiten. Aber wenn Stress und Angst für eine längere Zeit bei uns allen dominieren, kann diese Verbundenheit zu einem Problem werden.
Gruppen haben eine gemeinsame Stress- und Erholungskurve! Wenn alle Menschen in einer Gruppe Stress und Angst empfinden, kann die Stresskurve der Gruppe steil nach oben schnellen. Wenn das passiert, kann ein kleiner Streit rasch zu einem lauten Konflikt oder Kampf werden. Im schlimmsten Fall tun wir uns gegenseitig weh. Mit Worten, oder auch mit Taten.
Was tun?
Es gibt viele Wege, Stress-Teufelskreise im Miteinander zu unterbrechen. Bestimmt hast Du auch schon eigene Strategien dafür! Wenn Du magst, geben wir hier ein paar Tipps, die für uns ganz gut funktioniert haben:
1. Verschnaufspause! Wenn es geht, nimmt eine Auszeit voneinander, anstatt die Stresskurve weiter hoch zu treiben. Bei Kindern hilft es, wenn man ihnen dafür eine bestimmte Zeit gibt, zum Beispiel 5 Minuten.
2. Wenn möglich, zuerst den eigenen Stress in den Griff bekommen, zum Beispiel indem Du schnell ein Glas Wasser trinkst, um Deinen Puls, Deine Atmung und Dein Herz zu beruhigen. Oder indem Du Deinen Ärger wieder unter Kontrolle bekommst, indem Du fest gegen eine Wand drückst. Das baut nämlich Stress im Körper ab und hilft, danach klarer zu denken und zu handeln!
3. Ohne viele Worte Hilfe anbieten – denn im Stress sind wir nicht immer offen für Erklärungen und Vernunft. Zum Beispiel mit Kindern: “Omann, das hat Dich jetzt aber echt geärgert (oder erschrocken)! Willst Du mir mal zeigen, wie stark Du bist?” Und mit Erwachsenen: “Das tut mir aber leid, dass es Dich so trifft! Komm, ich hole Dir etwas zum Trinken” (natürlich etwas nicht-alkoholisches).