Leitungswechsel: Die Neue Leitung von
CORESZON stellt sich vor

Mai 2025: Ein Interview mit Monica, Makka und Philipp

Die Gründerin Monica Blotevogel lebt in den USA. Daher gab es einen Leitungswechsel bei CORESZON. Seit Sommer 2024 leiten Makka Dzumaeva und Philipp Wolf gemeinsam das Präventionsprogramm. Deshalb möchten wir mit Monica, Makka und Philipp gemeinsam in die Zukunft blicken. Wir fragen nach, wie es Monica in den USA geht und wie sie die Entwicklung von CORESZON sieht. Und wir fragen die Drei, was sie sich für die Zukunft wünschen .

Monica, nach so vielen Jahren als Leiterin von CORESZON bist Du jetzt weit weg, zumindest räumlich. Als Gründerin bist Du beratend tätig. Wie fühlt sich nun Deine neue Rolle an?

Ich habe befürchtet, dass so eine Frage kommt. Ich will jetzt nicht zu emotional werden. Ich denke: Sehr gut geht es mir damit. Es fühlt sich auf jeden Fall auch fremd an, weil es eine neue Situation und damit auch eine Umgewöhnung ist. Ich würde nicht sagen, dass es unangenehm fremd ist, sondern es ist eher aufregend fremd. Ich bin oft ganz, ganz neugierig und frage mich, was sich verändert, wenn ich nicht mehr im Fahrersitz sitze. Ich bin dankbar, dass Makka und ich viel zusammen sprechen können und ich dadurch viel mitbekomme und da, wo es nötig ist, eben „meinen Senf“ dazugeben kann. Ja, es fühlt sich aufregend fremd an und es wird von einer Freude auf die Zukunft begleitet.

Du hast ja gerade das Thema Veränderung angesprochen. CORESZON ist insgesamt ein Prozess gewesen. CORESZON hat sich beständig weiterentwickelt und verändert. Wenn Du auf die vielen Jahre schaust, die Du vorangegangen bist, fällt Dir da ein besonderes Highlight ein?

Ja, da fallen mir zwei Sachen ein. Wenn ich das aus der Perspektive unserer kleinen Organisation betrachte, würde ich auf jeden Fall das Projekt „Zusammen für die Zukunft“ nennen. Dass das Projekt realisiert wurde ist ein Highlight, denn davon habe ich von Anfang an geträumt. Dass wir ein gemeinschaftsbasiertes Projekt auf den Weg bringen, es umsetzen und ausprobieren dürfen – das bleibt für mich einfach das Größte, weil ich weiterhin fest davon überzeugt bin, dass es das ist, was die Gesellschaft braucht. Wenn ich auf mich persönlich schaue, auf meinem Berufsweg, dann ist sicherlich der Punkt zu nennen, an dem ich mir absolut sicher war, dass ich mich überflüssig machen kann. Das ist für mich ein absolutes Highlight gewesen. Ich hatte mir das von Anfang an vorgenommen. Ich dachte immer, dass es ungefähr sieben Jahre dauern würde. Die Teamkonstellation mit Roos (Kengen), Makka und Philipp war gut, und das hat einfach für mich diesen Punkt gekennzeichnet. Es war so weit, dass ich mich überflüssig machen und zurückziehen kann. Es war vielleicht das erste Mal in meinem Berufsleben, dass ich so ein richtiges großes Erfolgsgefühl hatte.

Mit zurückgezogen gibst Du gleich das Stichwort für die nächste Frage. Du bist ja jetzt in Oregon und lebst „im Wald“, hast aber trotzdem mit CORESZON noch viele Verbindungen. Wie sieht denn so der Tagesablauf aus?

Ich bin eine notorische Frühaufsteherin. Das kommt mir hier echt zugute, dass ich meistens sehr früh aufstehe. Dann mache ich mir erstmal einen starken Kaffee und mein „Büroalltag“ fängt an. So ab 6 Uhr habe ich die eine oder andere Zoom-Besprechung oder ein Telefonat (mit Deutschland) und arbeite eben morgens hier am Schreibtisch. Ab mittags fängt der zweite Teil meines Tages an. Es fühlt sich dann immer an wie ein ganz neuer Tag, weil es so zwei völlig unterschiedliche Leben sind. Dann gehe ich raus. Zurzeit bin ich viel damit beschäftigt, mein kleines Haus zu bauen. Als nächstes steht an, den Dielenboden zu verlegen. Und es ist jetzt Frühling und es gibt wahnsinnig viel zu pflanzen. In den letzten Wochen habe ich über 5.000 Basilikum-Pflänzchen von der Saat zum Keimling gepflanzt. Die Keimlinge sind jetzt im Gewächshaus und müssen in 2-3 Wochen im Freien gepflanzt werden. Und das wird dann ein großes 100 Quadratmeter oder eher 200 Quadratmeter großes Basilikum Feld. Das ist das, was mir derzeit wirklich viel Freude macht. Und ich muss so oft daran denken, nachdem ich sieben Jahre lang intensiv mit der Garten-Metapher gearbeitet habe. Jetzt ziehe ich diese ganzen Keimlinge auf. Ich pflanze und gucke auf die Wurzeln. Ich sehe genau, wie sie sich entwickeln, das ist ein ganz zentraler Teil von meinem Alltag.

Was verbindet Ihr mit CORESZON?

CORESZON…

…..das ist für mich vor allem Herzblut. Intrinsische Motivation. Und eine klare innere Haltung. Ich glaube, das ist auch das, was ich am stärksten in unserer Zusammenarbeit spüre – im Team, aber auch im Netzwerk unserer Trainer:innen. Damit meine ich so Dinge wie: Mut zur Bescheidenheit. Neugieriges Zuhören. Echtes, interessiertes Fragenstellen. Auch viele große und kleine Dinge, die nicht so greifbar sind, aber ganz viel wiegen. Und alles ist verbunden mit praktischer Wissenschaft, die nicht nur interessant zum Lesen ist, sondern auch immer eine Brücke zum Alltag schlägt.

Mir fällt zu CORESZON ein Begriff ein, nämlich dieses Grundprinzip der Nächstenliebe. Ich glaube, das verbinde ich ganz viel mit CORESZON. Und wir erleben das immer wieder in den Workshops.

Wenn CORESZON ein Tier wäre,……..

könnte es ein Regenwurm sein. Ich finde der Wurm passt so richtig gut. Der Wurm ist ja eher ein
bescheidenes Tier, das aber sehr, sehr viel bewirken kann. Und der Wurm ist essentiell dafür, dass ein ganzer Garten gut gedeihen kann, indem er frischen Sauerstoff in die Erde bringt, neue Stoffe in die Erde bringt, die die ganzen Pflanzen speisen, die im Garten wachsen. Er lockert die Erde auf und erneuert sie. In meinem Tagebuch gibt es noch ganz viele Skizzen, die so ähnlich sind wie das, was ein Wurm macht. So habe ich mir CORESZON vorgestellt. Etwas Kleines, das reinkommt und so nach und nach etwas Neues reinbringt, von dem alle profitieren.

Wenn Ihr an Eure Arbeit denkt, gibt es irgendeine Sache, von der Ihr sagen würden, das darf auf gar keinen Fall fehlen bei CORESZON?

Makka und ich haben uns erst vor Kurzem darüber unterhalten. Und da fiel der Satz, dass das Ziel in den Mitteln zur Zielerreichung bereits anwesend sein muss. Die Bedeutung, die wir sozialen Beziehungen in der Garten Methode zuschreiben, leben wir vor im Team. Die Bedeutung, die wir Umweltbedingungen zuschreiben, das leben wir vor, indem wir, finde ich, immer ganz stark gucken, was ist um uns herum und wie geht es uns damit? Ich glaube, dass das das Erfolgsrezept ist. Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass wir irgendetwas machen, wo wir schon vorher wissen, dass das unseren Prinzipien entgegenläuft. Dann würde das, was uns besonders macht und uns selbst und vielen unserer Partner gefällt, verloren gehen.

Philipp, hast Du für Deine Leitungsfunktion so etwas wie einen roten Faden oder eine Orientierungshilfe?

Der rote Faden ist tatsächlich ganz viel Vorarbeit von Monica. Die Prinzipien, die wir mit CORESZON leben, haben wir so lange „eingeimpft“ bekommen, es ist jetzt Teil unserer eigenen DNA geworden. Wir dachten im letzten Sommer, wir würden uns die Frage „Wie würde Monica das wohl machen?“ oder „Was würde Monica wohl dazu sagen?“ oft stellen. Aber die Wahrheit ist, meistens wissen wir es selbst, weil Monica es so lange und überzeugend vorgelebt hat, dass wir das nun auch als unseren eigenen Bezugsrahmen haben. CORESZON ist ein Projekt, bei dem man selbst eigene Ideen entwickeln kann. Wir sind ja ein kleines Team. Wir müssen alle unsere eigenen Ideen einbringen. Und jetzt habe ich als Leitung das Privileg, ganz viel davon umsetzen zu können. Es ist ganz viel in meinem Kopf und es mangelt nicht an den Konzepten und an den Ideen, sondern eher an der Zeit und an Geld.

Was für mich CORESZON auch sehr auszeichnet, ist unsere Ästhetik. Ich finde, CORESZONs absolutes Alleinstellungsmerkmal ist, dass es sehr schön ist. Auch die Website, unser Material und so weiter. Das kommt immer richtig gut an.

Wenn CORESZON ein Auto wäre……

wäre es eine Mercedes G-Klasse, weil CORESZON für mich sehr wertvoll ist und sehr schön ist wie eine G-Klasse. Ich finde eine G-Klasse hinterlässt richtig Eindruck. Wenn ich auf der Straße eine sehe, möchte ich immer wissen, wer sie fährt, wer drinsitzt. Und für mich ist CORESZON auch etwas, was Eindruck hinterlässt und wertvoll ist. Und ja, wenn ich einen CORESZON-Trainer sehe, dann möchte ich wissen, wer ist dieser Mensch?

 

Nun wollen wir ein bisschen in die Zukunft schauen. Eine Art „wünsch Dir was“. Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft von CORESZON?

Ich habe sehr viele Wünsche für CORESZON. Vor allem, dass der Stadtteilansatz sich weiterentwickelt, dass er weiter gedeiht. Auch die Förderpartnerschaft mit der GKV ist wichtig. Dieser Bedarf, der ganz klar erkannt worden ist, ist vor ein paar Jahrzehnten, dass wir immer weiter dazu lernen, wie kriegen wir diesen Bedarf wirklich wirksam abgedeckt? Und dazu kommt mein zweiter Wunsch, dass es bei CORESZON eine gut finanzierte Wissenschaftsstelle, also eine Forschungsstelle gibt, damit wir alle die Arbeit, die wir Tag für Tag reinpumpen auch wissenschaftlich fundiert belegen können. Es muss keine Forschungsstelle bei uns im Team sein, sondern könnte auch eine Partnerschaft mit beispielsweise der HAW oder einer anderen externen Stelle sein. Ich wünsche mir eine noch stärkere wissenschaftliche Begleitung. Jetzt, wo ich so darüber rede, denke ich: ja, am liebsten extern! Und ich wünsche mir, Philipp und Makka, dass Ihr Eure Rollen als Leitung mit genau dem gleichen Abenteuer, der Freude und diesem Freiheitsgefühl ausfüllen könnt, wie ich es jahrelang durfte. Und dass Ihr dann genauso viel Freude daran habt wie ich. Ihr bringt einfach beide ganz stark Eure persönlichen Stärken und Eure Visionen ein – so soll es auch sein.

Mir ist unser Peer-to-Peer-Ansatz total wichtig. Und ich wünsche mir wirklich sehr, dass wir es bei CORESZON schaffen, dieses Prinzip in „unseren“ Stadtteilen nicht nur gut umzusetzen, sondern auch gut zu erforschen – damit wir später sagen können: Ja, das funktioniert. Und wir können es in andere Stadtteile oder sogar andere Städte übertragen. Weil ich fest davon überzeugt bin und die Forschung das ja auch bestätigt – dass genau dieser community-basierte Ansatz gebraucht wird. Mein Wunsch für CORESZON ist, dass wir die richtigen Bedingungen weiterhin schaffen und stärken, damit dieser Ansatz langfristig wirkt und richtig gut gelingt.

Ein Punkt, den ich sehr wichtig finde und mitdenke: CORESZON soll weiterhin stark mit unserer Uniklinik kooperieren. Ich wünsche mir, dass wir das weiterhin beibehalten und stärken können, weil ich denke, dass es zum Erfolgsrezept dazu gehört, dass CORESZON ein Klinikprojekt ist.

Wir laden ein:
Mittwoch, 11. Oktober 18:30, Zoom

Mit Fremden Reden

Eine kurze Aktion zur Woche der Mentalen Gesundheit

WIR LADEN EIN:
Dienstag, 26. September 18:30

ZUSAMMEN FÜR DIE ZUKUNFT

Ein Vortrag, der zum Handeln anstiftet!